Lungenkrebs - Diagnose

Aktualisiert am
14. November 2023
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Brigitte Reinhart
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Dr. rer. nat. Brigitte Reinhart
Zur Diagnose von Lungenkrebs gibt es verschiedene Untersuchungen und Tests, mit denen festgestellt wird, welcher Tumortyp vorliegt und wie weit die Erkrankung fortgeschritten ist. Hier erfahren Sie mehr über die Diagnoseuntersuchungen, die Einteilung von Lungenkrebs in Stadien und die Rolle von Biomarkern. Ausserdem können Sie eine Checkliste mit Fragen herunterladen, die Ihnen bei der Vorbereitung auf Ihr nächstes Arztgespräch helfen kann.
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Untersuchungen zur Diagnose von Lungenkrebs 

Die Ergebnisse der Diagnosetests und Untersuchungen sind notwendig, um so viel wie möglich über Ihre individuelle Krebserkrankung zu erfahren und mit diesem Wissen die bestmögliche Behandlung für Sie zu planen.

Zu den möglichen Untersuchungen zählen:

Der erste Schritt bei Krebsuntersuchungen ist häufig die Blutentnahme. Die Blutprobe wird im Labor unter anderem auf Tumormarker untersucht.

Tumormarker, auch Biomarker genannt, sind Substanzen, die in überdurchschnittlich hoher Konzentration im Blut, Urin oder Gewebe einiger Krebspatient:innen zu finden sind. Tumormarker können vom Tumor selbst gebildet werden oder sie werden von gesunden Zellen als Reaktion auf den Tumor gebildet.

Die Ergebnisse der Blutuntersuchung liefern auch Informationen über die Funktion bestimmter Organe und über den allgemeinen Gesundheitszustand.

Bei der Ultraschalluntersuchung fährt der Arzt/die Ärztin mit dem sogenannten Schallkopf über den Körper und sieht das Innere dieser Körperstelle auf dem Bildschirm. So kann erkannt werden, ob auffällige Veränderungen vorliegen. Die Untersuchung dauert nur wenige Minuten und ist nicht schmerzhaft.

Röntgenuntersuchung der Lunge

Das sogenannte Röntgen-Thorax stellt eine Basisuntersuchung bei der Diagnostik eines Lungenkarzinoms dar. Es dient in erster Linie als Orientierung, wo der Tumor sich befindet und wie gross er ist.

Computertomographie

Bei einer Computertomographie (CT) werden mithilfe eines Computertomographen in wenigen Minuten zahlreiche Bilder vom Körperinneren erzeugt und auf einen Computer übertragen.

Bei einer CT werden viele Bilder nacheinander aufgenommen, jeweils von einer neuen Körperschicht. Damit lassen sich  Gewebeveränderungen in ihrer ganzen Ausdehnung genau darstellen. Auch dreidimensionale Bilder von bestimmten Organen können mithilfe dieser Daten erzeugt werden.

Diese Informationen sind nicht nur für die Einschätzung der Erkrankung, sondern auch für die Planung einer möglichen Operation wichtig.

Positronen-Emissions-Tomographie (PET)

Die Positronen-Emissions-Tomographie ist ein sehr präzises bildgebendes Diagnoseverfahren der Nuklearmedizin, das häufig mit der Computertomographie (CT) kombiniert wird.

Bei einer PET-CT wird Ihnen vor der Untersuchung ein sogenanntes Radiopharmakon in die Armvene injiziert, das von der hochempfindlichen PET-Kamera entdeckt werden kann. Am häufigsten wird ein radioaktiv markierter Zucker (F18-Fluorodeoxyglukose, kurz FDG) verwendet. Tumore und Entzündungen haben meist einen erhöhten Zuckerumsatz. Deshalb können diese identifiziert und auch bezüglich ihres Ansprechens auf eine bestimmte Therapie beurteilt werden.

Mittels der gleichzeitig erzeugten Computertomographie (CT) kann ein erhöhter Zuckerstoffwechsel exakt lokalisiert werden. Für die Aufnahme der Bilder liegen Sie in einem röhrenförmigen Gerät, das Geräusche erzeugt. Die Untersuchung ist schmerzlos und dauert insgesamt etwa zwei Stunden.

Skelettszintigraphie

Mit einer Skelettszintigraphie lassen sich krankhafte Prozesse in Knochen und in den Weichteilen feststellen. Diese Untersuchung gehört zu den am häufigsten durchgeführten nuklearmedizinischen Untersuchungen.

Ihnen wird dazu ein sogenanntes Radiopharmakon in die Armvene injiziert, das sich in stoffwechselaktiven Zonen des Skeletts ablagert. Sie trinken dann einen Liter Wasser, um die Aufnahme des Radiopharmakons im Knochen zu erleichtern. Nach circa drei Stunden werden in liegender Position Bilder vom gesamten Körper und Detailaufnahmen weiterer Körperteile aufgenommen.

Die Skelettszintigraphie ist in der Tumormedizin sehr hilfreich, da mit ihr kleinste Knochenmetastasen entdeckt werden können, die auf einem normalen Röntgenbild nicht sichtbar sind.

Die Magnetresonanztomographie ist eine weiterführende diagnostische Untersuchung. MRT-Bilder können Körpergewebe Schicht für Schicht sichtbar machen. Sie geben Auskunft über die genaue Lage und Grösse von Gewebeveränderungen und lassen erkennen, ob diese gut- oder bösartig sind.

MRT-Bilder werden ohne Röntgenstrahlen mit einem Magnetresonanztomographen erzeugt. Das ist ein röhrenförmiges Gerät, in dem Sie für einige Minuten liegen müssen. Da das Gerät sehr laut ist, wird ein Hörschutz angeboten. Ihre Kleidung dürfen Sie in der Regel anbehalten, wenn diese keine Metallapplikationen enthält. Metall darf nicht in die Röhre.

Bei einer Lungenfunktionsprüfung wird geprüft, wie gut die Lunge arbeitet.

Dazu wird gemessen:

  • wie viel Luft die Lunge aufnehmen kann (Lungenvolumen)
  • wie schnell die Luft ein- und ausgeatmet werden kann (Luftstrom)
  • wie viel Sauerstoff aufgenommen werden kann.

Die Luftstrommessung wird «Spirometrie» genannt.

Spirometrie

Die Luftstrommessung wird mit einem Spirometer gemacht. Es besteht aus einem Mundstück und einem mit einem Aufzeichnungsgerät verbundenen Schlauch.

Für die Untersuchung atmen Sie durch ein Mundstück, das Sie mit den Lippen möglichst dicht umschliessen müssen. Ihre Nase wird mit einer Nasenklammer geschlossen, um sicherzustellen, dass Sie nur durch den Mund ein- und ausatmen. Während der Messung holen Sie tief Luft und atmen dann so stark und so schnell wie möglich durch den Schlauch wieder aus. Das Volumen der ein- und ausgeatmeten Luft und die Dauer jedes Atemzugs werden aufgezeichnet. Die Messungen werden mehrmals wiederholt, um sicherzustellen, dass die Ergebnisse gleich sind.

Bei der sogenannten Bronchoskopie werden die Bronchien mit einem Bronchoskop von innen untersucht.

Dafür wird das Bronchoskop vorsichtig durch die Nase oder den Mund in die Luftröhre eingeführt, um diese und die Bronchien zu betrachten.

Es kann sein, dass während der Bronchoskopie auch eine Biopsie oder ein kleiner operativer Eingriff durchgeführt werden.

Diese Untersuchung erfolgt meist ambulant mit örtlicher Betäubung. Unter besonderen Umständen kann es jedoch manchmal nötig sein, eine umfangreichere Untersuchung unter Vollnarkose durchzuführen.

Bei einer Mediastinoskopie wird der Mittelfellraum, das ist der Bereich zwischen dem rechten und dem linken Lungenflügel, betrachtet und untersucht.

Dazu wird über einen kleinen Schnitt oberhalb des Brustbeins ein Mediastinoskop eingeführt, um das Innere des Mittelfellraums zu untersuchen. 

Diese Untersuchung wird meist nur durchgeführt, um vor einer Operation den Befall von Lymphknoten auszuschliessen.

Die Mediastinoskopie findet immer unter Vollnarkose statt, deshalb müssen Sie eine kurze Zeit im Spital verbringen.

Es kann sein, dass Ihr Arzt/Ihre Ärztin weitere Untersuchungen anordnet, die hier nicht vorgestellt wurden. Fragen Sie Ihren Arzt/Ihre Ärztin, wenn Sie etwas nicht verstehen. Vielleicht möchten Sie sich auch mit der Checkliste auf Ihren nächsten Arztbesuch vorbereiten.

Checkliste «Fragen zur Diagnose»

Hier finden Sie einige Fragen, die Sie Ihrem Arzt/Ihrer Ärztin vielleicht stellen möchten.
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Biomarker bei Lungenkrebs

Als Lungenkrebspatient:in benötigen Sie eine Behandlung, die für Ihre spezifische Erkrankung am besten geeignet ist. Eine Hilfestellung bei der Behandlungsplanung sind sogenannte «Biomarkertests».

Biomarker sind biologische Merkmale, die auf bestimmte Prozesse und Krankheiten hinweisen können. Sie können bei einigen Krebspatient:innen im Blut, Urin oder Gewebe nachgewiesen werden. Mithilfe von Biomarkern kann festgestellt werden, welche Eigenschaften eine Krebszelle besitzt. Daraus können Rückschlüsse gezogen werden, welche Art der Krebsbehandlung erfolgreich sein könnte.

Zu den häufigsten Biomarkern bei Lungenkrebs zählen:

  • PD-L1 
    Ein Protein, das die körpereigene Immunreaktion unterdrückt.

     
  • EGFR 
    Bedeutet auf Deutsch «Epidermaler Wachstumsfaktor-Rezeptor». Eine Mutation des EGF-Rezeptors kann dazu führen, dass Tumorzellen unkontrolliert wachsen und sich vermehren können.

     
  • ALK 
    Ein Enzym, das die Ausbreitung von Krebszellen fördert.

     
  • ROS1
    Ein verändertes Enzym im Tumorgewebe, das zu unkontrolliertem Wachstum des Tumorgewebes beitragen kann.

Biomarker können unter anderem für die Wahl der zielgerichteten Therapie und der Immuntherapie wichtig sein. Unter «Medikamente und Bestrahlung» sind diese Therapieformen ausführlicher beschrieben.

Krankheitsstadien bei Lungenkrebs

Die Einordnung der Lungenkrebserkrankung in Stadien hilft, die Krankheit so genau wie möglich einzuschätzen und Schlüsse für die Wahl der Therapie zu ziehen.

 Stadium I

Stadium 1

Örtlich begrenzter Tumor ohne Lymphknotenmetastasen und ohne Fernmetastasen. 5-Jahres-Überlebensrate: 63%

 

Stadium II

Stadium 2

Kleiner Tumor mit Lymphknotenmetastasen oder grösserer Tumor ohne Lymphknotenmetastasen. 5-Jahres-Überlebensrate: 63%

 

Stadium III

Stadium 3

Fortgeschrittener Tumor mit Lymphknotenmetastasen oder grosser Tumor, der sich bereits in umliegendes Gewebe ausgebreitet hat. 5-Jahres-Überlebensrate: 35%

 

Stadium IV

Stadium 4

Tumor mit Fernmetastasen, unabhängig von der Tumorgrösse. 5-Jahres-Überlebensrate: 7%

  • Begrenztes Stadium: Der Tumor ist nur in einem Lungenflügel, wobei nur ein Teil der Lunge und die benachbarten Lymphknoten betroffen sind.
     
  • Fortgeschrittenes Stadium: Der Tumor hat sich auf beide Lungenflügel, auf andere Regionen des Brustkorbs oder auf andere Körperteile ausgeweitet.
Neuere Behandlungen wie zielgerichtete Therapien und die Immuntherapie haben dazu geführt, dass Menschen mit metastasiertem Lungenkrebs heute länger leben als je zuvor.
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Brigitte Reinhart
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Dr. rer. nat. Brigitte Reinhart
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Medical Services Manager, MSD Schweiz

Brigitte Reinhart ist ausgebildete Molekularbiologin und Gentechnologin. Sie ist sehr erfahren in angewandter medizinischer Forschung und arbeitet seit mehr als 15 Jahren in medizinischen Abteilungen grosser pharmazeutischer Unternehmen. Als Medical Services Manager von MSD stellt sie die Qualität und Richtigkeit der hier veröffentlichten Inhalte sicher.