Triple-negativer Brustkrebs (TNBC)

Aktualisiert am
9. März 2024
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Brigitte Reinhart
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Dr. rer. nat. Brigitte Reinhart
Triple-negativer Brustkrebs (TNBC) ist eine bestimmte Art von Brustkrebs, die häufiger bei Frauen unter 40 Jahren auftritt. Was bedeutet TNBC? Wie ernst ist die Erkrankung? Wie wird TNBC behandelt? Kann TNBC geheilt werden? Wie hoch sind die Überlebenschancen? Hier finden Sie Antworten auf diese und weitere Fragen sowie Links zu allgemeinen Informationen über Brustkrebs.
Brustkrebs. Weiblicher Oberkörper Frau hält eine Hand an die Brust.
Note

In der Schweiz erkranken jedes Jahr rund 6'500 Frauen und 50 Männer an Brustkrebs. Rund 900 dieser Patient:innen erhalten die Diagnose TNBC.

Die häufigsten Fragen über TNBC

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Im Folgenden finden Sie Antworten auf die häufigsten Fragen über TNBC. Klicken Sie auf die Frage oder den grünen Pfeil, um die Antwort zu sehen.

 


Brustkrebs ist nicht gleich Brustkrebs. Tumore können sich in verschiedenen Merkmalen unterscheiden, welche die Ärzte bestimmen, um die für Sie geeignete Therapie zu finden.

Zu diesen Merkmalen gehört beispielsweise die Hormonempfindlichkeit. Ein Tumor mit einem positiven Hormonrezeptorstatus ist hormonempfindlich und wächst verstärkt durch die weiblichen Geschlechtshormone Östrogen und/oder Progesteron. Ein weiteres Merkmal ist der HER2-Status. Tumorzellen mit einem positiven HER2-Status besitzen eine hohe Anzahl an Bindungsstellen für den Humanen Epidermalen Wachstumsfaktor auf ihrer Oberfläche. Bindet dieser Wachstumsfaktor an diese Bindungsstellen, werden Wachstumssignale in das Zellinnere weitergeleitet, sodass sich die Zellen vermehrt teilen.

Eine Form von Brustkrebs ist der triple-negative Brustkrebs (TNBC).

  • Triple-negativ, also dreifach negativ, bedeutet, dass der Tumor weder für die Hormone Östrogen und Progesteron empfindlich ist (Hormonrezeptorstatus negativ), noch eine grosse Anzahl an HER2-Bindungsstellen auf der Oberfläche besitzt.
     
  • TNBC kommt in 10-15 % aller Brustkrebserkrankungen vor.

Typisch für den TNBC ist zum Beispiel, dass er häufig schneller und aggressiver als andere Brustkrebsarten wächst. Ausserdem ist er schwerer zu behandeln als andere Formen, da manche Krebsmedikamente, wie eine Antihormontherapie oder gegen HER2- gerichtete Arzneimittel hier nicht wirken.

Ausserdem kann sich Brustkrebs in verschiedenen Stadien befinden. Von einem frühen Brustkrebs sprechen Mediziner, wenn der Tumor nachweisbar ist, aber noch nicht in andere Organe gestreut hat. Die Krebszellen haben sich zudem noch nicht oder nur wenig in die benachbarten Achsellymphknoten ausgebreitet.

Um die Besonderheiten dieser Art von Brustkrebs besser zu verstehen, kann es helfen, zunächst mehr über die Grundlagen von Brustkrebs zu erfahren.


Bis heute ist unklar, was genau TNBC verursacht. Forscher gehen davon aus, dass bestimmte Genmutationen im Tumor eine Rolle spielen könnten.

In einigen Fällen können genetische Ursachen, wie die BRCA1-Mutation mit einem höheren Risiko für triple-negativen Brustkrebs verbunden sein.

Zur Erklärung: Jeder Mensch hat sogenannte BRCA1- und BRCA2-Gene, die von Mutter und Vater übertragen werden. Wenn sie richtig funktionieren, tragen sie zum Schutz vor Krebs bei. Einige Menschen werden mit einer Veränderung der DNA, einer sogenannten BRCA1- oder BRCA2-Mutation, geboren. Das heisst nicht, dass bei ihnen tatsächlich Brustkrebs auftritt. Diese Genmutationen können jedoch ein Indiz für eine familiäre Häufung von Brustkrebserkrankungen sein.

Wichtig:

  • BRCA1- oder BRCA2-Genmutation liegen in ca. 5-10 % aller Brustkrebsfälle vor.
     
  • Nicht alle durch BRCA-Mutationen verursachten Brustkrebsarten sind triple-negativ.
     
  • Nur wenige triple-negativen Brustkrebsarten werden durch vererbte BRCA-Mutationen verursacht.

TNBC tritt zudem häufiger bei Frauen mit afroamerikanischer Abstammung auf.


Jede Krebserkrankung ist individuell und der Verlauf von vielen Faktoren abhängig.

Vielleicht haben Sie schon weiter oben bei der ersten Frage gelesen, dass TNBC eine spezielle Form von Brustkrebs ist, die sich tendenziell schneller und aggressiver ausbreitet als andere Arten von Brustkrebs.

Es gibt verschiedene Behandlungsmöglichkeiten für TNBC, die in der nächsten Frage aufgezeigt werden.


Aufgrund der intensiven Forschung ist das Verständnis über Krebs heute viel umfassender als noch vor einigen Jahren. Das zeigt sich auch in verschiedenen neuen und verbesserten Therapieoptionen für die Behandlung von Brustkrebs.

Triple-negativer Brustkrebs wird nicht von Hormonen angetrieben, die spezifisch angegriffen werden können. Antihormontherapien und gegen HER2 gerichtete Therapien sind daher wirkungslos. Aber es gibt weitere Möglichkeiten zur Behandlung von TNBC.

Zu den Behandlungsoptionen bei TNBC zählen:

  • Operation
  • Strahlentherapie
  • Chemotherapie
  • Immuntherapie
  • Zielgerichtete Therapie

Ihr Onkologe/Ihre Onkologin evaluiert die verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten und wird Ihren Therapieplan für Sie erstellen.

Allgemeine Behandlungsoptionen für alle Brustkrebsarten sind unter Brustkrebs – Therapie genauer beschrieben.


Wie bei allen Krebsarten gilt auch bei TNBC – je früher der Krebs erkannt und behandelt wird, desto grösser sind die Heilungschancen. 

Ein statistischer Wert, der dies ausdrückt, ist die Fünf-Jahres-Überlebensrate. Sie gibt darüber Auskunft, wieviel Prozent einer Patient:innengruppe, die an einer bestimmten Erkrankung leidet, nach Ablauf von 5 Jahren noch lebt.

Die 5-Jahres-Überlebensrate bei TNBC beträgt:

  •  91 % - wenn sich der Krebs nicht über die Brust hinaus ausgebreitet hat.
     
  •  65 % - wenn sich der Krebs in nahe gelegene Lymphknoten oder benachbarte Gebiete ausgebreitet hat.
     
  • 12 % - wenn sich der Krebs weiter im Körper ausgebreitet hat, z. B. in den Knochen, der Lunge oder der Leber.

Wichtig: Die genannten Überlebensraten sind Durchschnittswerte, die auf Daten von 2011 bis 2017 beruhen und nicht alle individuellen Umstände berücksichtigen, wie z.B. das Alter und den allgemeinen Gesundheitszustand.

Forscher auf der ganzen Welt arbeiten mit Hochdruck an der Krebsforschung. Inzwischen gibt es neue medizinische Erkenntnisse, die zu neuen und verbesserten Therapieoptionen geführt haben. 


Neben Ihrem Behandlungsteam, Ihrer Familie und Freunden gibt es verschiedene online-Plattformen, Selbsthilfegruppen und Organisationen, die Beratung, Informationen und Unterstützung für verschiedenste Fragestellungen bieten. 

Einen Überblick sehen Sie hier:

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Dr. rer. nat. Brigitte Reinhart
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Medical Services Manager, MSD Schweiz

Brigitte Reinhart ist ausgebildete Molekularbiologin und Gentechnologin. Sie ist sehr erfahren in angewandter medizinischer Forschung und arbeitet seit mehr als 15 Jahren in medizinischen Abteilungen grosser pharmazeutischer Unternehmen. Als Medical Services Manager von MSD stellt sie die Qualität und Richtigkeit der hier veröffentlichten Inhalte sicher.