Therapie bei axialer Spondyloarthritis inkl. Morbus Bechterew

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Axiale Spondyloarthritis inkl. Morbus Bechterew sind nicht heilbar. Deshalb hat die Behandlung zum Ziel, Schmerzen und Krankheitsaktivität zu reduzieren und einen Krankheitsstillstand zu erreichen. Dazu stehen eine Reihe verschiedener Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung. Hier finden Sie einen Überblick.
Stethoskop auf Behandlungstisch des Arztes

Zur Behandlung der axialen Spondyloarthritis (axSpA) inkl. Morbus Bechterew kommen Medikamente, nichtmedikamentöse Therapien und in einigen Fällen chirurgische Eingriffe zum Einsatz. In der Regel werden unterschiedliche Behandlungsmöglichkeiten kombiniert.

Medikamentöse Therapien bei axialer Spondyloarthritis inkl. Morbus Bechterew

Zur Behandlung der axialen Spondyloarthritis (axSpA) inkl. Morbus Bechterew gibt es eine Reihe von Medikamenten mit unterschiedlichen Wirkmechanismen.

Dazu zählen:

Nichtsteroidale Antirheumatika

NSAR  sind kortisonfreie, entzündungshemmende Schmerzmedikamente. Sie können zur symptomatischen Behandlung von Schmerzen und Entzündungen zum Beispiel bei Morbus Bechterew und anderen entzündlich-rheumatischen Wirbelsäulenerkrankungen eingesetzt werden.

Bei einer längerfristigen Einnahme muss der individuelle Gesundheitszustand berücksichtigt werden. NSAR sollten nie in Eigenregie angewendet werden, sondern immer nur in Absprache mit Ihrem Arzt/Ihrer Ärztin.

Krankheitsmodifizierende anti-rheumatische Medikamente

DMARDs  können den Verlauf einer entzündlich-rheumatischen Erkrankung günstig beeinflussen, indem sie in lmmun- und Entzündungsprozesse eingreifen. DMARDs müssen konsequent über einen längeren Zeitraum eingenommen werden, da die Behandlungseffekte erst im Laufe von etwa drei Monaten eintreten. 

Biologika

bDMARDs sind biologisch hergestellte DMARDs, sogenannte Biologika. Patient:innen mit hoher Krankheitsaktivität, die auf NSAR nicht ausreichend ansprechen, werden heute mit biologisch hergestellten, aus bestimmten Eiweissen bestehenden Arzneimitteln behandelt.

Seit einigen Jahren stehen auch sogenannte Biosimilars  zur Verfügung. Ein Biosimilar ist dem Original sehr ähnlich (similar), aber aufgrund des komplexen Herstellungsprozesses nie exakt gleich.

Unterschieden werden:

Tumornekrosefaktor-alpha-Hemmer (TNF-α-Hemmer)

Diese Medikamente bestehen aus gentechnologisch hergestellten Eiweisssubstanzen. TNF-Hemmer wirken, indem sie die Funktion eines Proteins hemmen, das als TNF-α bezeichnet wird. Dieses Protein ist an den Entzündungsprozessen des Körpers beteiligt. Die Hemmung von TNF-α kann Entzündungen im Körper reduzieren.

Interleukin-17-Hemmer

IL- 17 sind Monoklonale Antikörper, die bestimmte Eiweisse im Körper erkennen und an sie binden. Interleukin-Inhibitoren (IL-Inhibitoren) wirken durch Verminderung der Aktivität eines Interleukins, das bei Morbus Bechterew in erhöhten Konzentrationen vorliegt. IL-17 Hemmer werden eingesetzt, um die Anzeichen und Symptome der Erkrankung sowie die Entzündung zu vermindern und die körperliche Funktionsfähigkeit zu verbessern.

Weitere Medikamente

Gelegentlich kommen auch andere Medikamente zum Einsatz. Salazopyrin und Methotrexat werden bei Patienten empfohlen, bei denen die Gelenke an Armen und Beinen mitbetroffen sind. Kortisonpräparate können in Form lokaler Injektionen oder als Tropfen hilfreich sein, wenn die Augen von der Entzündung erfasst werden. Muskelentspannungsmittel und Psychopharmaka werden bei Bedarf ebenfalls verschrieben.

Nichtmedikamentöse Therapie bei axialer Spondyloarthritis inkl. Morbus Bechterew

Zur nichtmedikamentösen Behandlung zählt vor allem die Bewegungstherapie. Körperliche Aktivität stellt neben der gewöhnlich parallel laufenden medikamentösen Therapie eine wesentliche Säule im Behandlungskonzept der axSpA dar. Mit körperlicher Aktivität sind die Steigerung der Alltagsaktivität, sportliche Betätigung und die Durchführung physiotherapeutischer Massnahmen gemeint.

Bewegung und Sport

Bewegung ist ein tragendes Element bei der Behandlung von Patienten mit axSpA inkl. Morbus Bechterew. Durch regelmässige Bewegung und Sport können folgende Ziele erreicht werden.

Dazu zählen:

  • Erhalt der körperlichen Beweglichkeit
  • Verminderung der Steifheit
  • Schmerzreduktion
  • verbesserte Haltung und Koordination
  • Sturzprophylaxe
  • Verbesserung des allgemeinen Wohlbefindens

Die Wahl und die Intensität der Aktivitäten sollten mit dem behandelnden Arzt besprochen werden. Die für Sie geeigneten Übungen sollten Sie unter fachgerechter Anleitung durch einen Physiotherapeuten erlernen.

Bechterew-Therapien

Für Bechterew-Betroffene sind spezifischen Therapiekurse eine der wichtigsten Massnahme. Die Schweizerische Vereinigung Morbus Bechterew bietet wöchentlich stattfindende Bechterew-Therapien an, die von spezialisierten Physiotherapeutinnen geleitet werden. Hier erfahren Sie mehr darüber.

Wichtig ist, dass die gelernten Übungen auch in Eigenregie zu Hause wiederholt werden und Bewegung in den Tagesablauf integriert wird. In Kombination mit der medikamentösen Therapie kann dies zu einer weiteren Verbesserung der Beweglichkeit und der Funktionsfähigkeit im Alltag führen.

Ergotherapie

Ziel der Ergotherapie ist das Erlernen gelenkschonender Bewegungsabläufe, um Schmerzen zu lindern und nicht betroffene Gelenke durch Ausweichbewegungen nicht zu sehr zu strapazieren. Ergotherapeuten informieren auch über Hilfsmittel im Alltag und das Üben der richtigen Anwendung. Wertvolle Unterstützung im Alltag bieten beispielsweise Verlängerungsgriffe für Schuhlöffel bzw. Kamm. Der richtige Gebrauch der Hilfsmittel wird mit den Betroffenen trainiert. Auch für die Ergotherapie gilt, dass ein positiver Effekt nur erzielt werden kann, wenn sie konsequent und regelmässig durchgeführt wird.

Physikalische Therapien

Ziel der physikalischen Therapie ist vor allem die Linderung der Schmerzen. Zum Spektrum der physikalischen Therapie zählen unter anderem:

  • Krankengymnastik
  • Kälteanwendungen, z.B. Eispackungen
  • Wärmeanwendungen, z.B. Fango-, Moorpackungen, Infrarotlicht
  • Balneotherapie, z.B. Thermal- oder Solebäder
  • Massagen
  • Elektrotherapie

Ernährungsumstellung

Berichte Betroffener zeigen, dass die Ernährung in Kombination mit anderen Methoden die Beschwerden positiv beeinflussen kann. Das bedeutet nicht, auf eine genussvolle Ernährung zu verzichten.

Bestimmte Bestandteile von Nahrungsmitteln setzen dort an, wo auch die entzündungshemmenden Medikamente wirksam sind. Es gibt Substanzen, die eine Entzündung verstärken und solche, die eine Entzündung reduzieren. Entsprechend kann eine anti-entzündliche Ernährung im besten Fall dazu beitragen, den rheumatischen Entzündungsprozess zu vermindern und die Häufigkeit von Krankheitsschüben zu reduzieren. Durch eine gesunde Ernährung kann zudem das grundsätzlich erhöhte Osteoporoserisiko bei Morbus Bechterew gesenkt werden.

Psychische Krankheitsbewältigung

Auch eine psychologische Beratung kann eine wertvolle Ergänzung darstellen. Sie kann dazu beitragen, die chronische Erkrankung zu akzeptieren. Schmerzbewältigungsprogramme können zudem helfen, den Alltag besser zu meistern.

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Senior Specialist Medical Affairs, MSD Schweiz

Daniel Koch ist seit über 35 Jahren in verschiedenen Positionen in der Pharmabranche tätig, davon seit über 30 Jahren bei MSD. Seit 2011 arbeitet er als Senior Specialist Medical Affairs im Bereich der Immunologie mit den dazugehörigen chronisch entzündlichen Erkrankungen axiale Spondyloarthritis, rheumatoide Arthritis und Psoriasis-Arthritis.