Reisen mit Lungenhochdruck – sicher unterwegs in 10 Schritten

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Brigitte Reinhart
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Dr. rer. nat. Brigitte Reinhart
Ferien zu planen und zu verreisen, bringt Abwechslung und Vorfreude in den Alltag. Auch mit pulmonaler Hypertonie (PH, Lungenhochdruck) können Sie verreisen. Wichtig ist, dass Sie sich gut vorbereiten und Ihre Reise möglichst frühzeitig mit Ihrem PH-Behandlungsteam besprechen. In diesem Beitrag begleiten wir Sie Schritt für Schritt durch die Reisevorbereitung - von der Wahl des Reiseziels bis zu wichtigen Dokumenten und stellen Ihnen die Broschüre «PH und Reisen» inkl. Checkliste zum Download bereit.
Banner: Reisen mit PH

Rund um Ihre Reise stellen sich viele Fragen. Lassen Sie sich diese Fragen zunächst ganz in Ruhe durch den Kopf gehen. Nehmen Sie sich Zeit, sich damit zu beschäftigen und seien Sie unbesorgt. Wir gehen sie Schritt für Schritt gemeinsam durch.

Fragen rund um Ihre Reise

  • Wohin möchten Sie reisen? 
  • Zu welcher Jahreszeit?
  • Wie ist das Klima am Reiseziel?
  • In welcher Höhenlage liegt Ihr Reiseziel?
  • Wie lange möchten Sie unterwegs sein?
  • Womit reisen Sie?
  • Reisen Sie allein oder in Begleitung?
  • Gibt es vor Ort eine medizinische Grundversorgung oder sogar ein PH-Zentrum?

Auch diese Fragen können wichtig sein:

  • Gibt es am Reiseziel eine Zeitverschiebung, die Ihre Medikamenteneinnahme beeinflusst?
  • Ist Ihre Unterkunft barrierefrei?
  • Sind Impfungen notwendig?
  • Müssen Sie bei Auslandsreisen einen speziellen Versicherungsschutz beachten?

Im Folgenden gehen wir die Fragen Schritt für Schritt durch. 

In zehn Schritten sicher ans Reiseziel

Auch wenn nicht jedes Ziel gleichermassen geeignet ist, gibt es viele wunderschöne Orte, die mit PH gut besucht werden können. Oft sind es gerade die eher ruhigen Reiseziele, die mit viel Entspannung, frischer Luft und angenehmem Klima überzeugen.

Achten Sie auf:

  • Reiseziele unter 1500 m ü. M.
  • Regionen mit gemässigtem Klima
  • Aufenthalte im Frühling oder Herbst (weniger Touristen, milderes Wetter)
  • Gute medizinische Infrastruktur in der Nähe.

Überlegen Sie auch, ob Sie allein reisen möchten oder lieber in Begleitung. Reisen mit einer vertrauten Person kann entlasten – besonders dann, wenn ungeplante Situationen auftreten. Sie entscheiden, was für Sie am besten passt.

Wer mit PH lebt, kennt die eigenen Belastungsgrenzen meist gut. Dennoch ist es wichtig, die Reiseplanung nicht allein zu übernehmen. Ihr PH-Zentrum kennt Ihre Situation genau – und kann dabei unterstützen, eine Reise so zu gestalten, dass sie guttut und nicht überfordert. Weihen Sie Ihr Behandlungsteam im PH-Zentrum möglichst frühzeitig in Ihre Reisepläne ein.

Bild: Eine Frau liest ein Buch im Zug

Wie Sie an Ihr Ziel kommen, ist fast genauso wichtig wie das Ziel selbst. Die Anreise muss nicht beschwerlich sein – wenn sie an Ihre Bedürfnisse angepasst ist. Ob mit Auto, Bahn, Flugzeug, Schiff oder Wohnmobil: Wichtig ist, dass Sie unterwegs Pausen einplanen und sich nicht unter Zeitdruck setzen lassen.

Auto

Der Vorteil von Auto ist, dass Sie Ihre Reise in Etappen planen können. So können Sie regelmässige Pausen machen und die Reise Ihrem Tempo anpassen.
 

Bahn

Auch mit der Bahn können Sie entspannt reisen und die Strecke in Abschnitte aufteilen. Lassen Sie sich Zeit. Planen Sie Zwischenhalte, wenn das für Sie eine gute Möglichkeit ist. Nutzen Sie den SBB-Handicap-Service und fragen Sie nach Unterstützung beim Aus- oder Umsteigen.
 

Flugzeug

Ob Sie fliegen dürfen, hängt vom Schweregrad Ihrer Erkrankung ab.

Fragen Sie Ihren Arzt/Ihre Ärztin, ob Sie Fliegen dürfen und wenn ja, mit oder ohne Sauerstoff?
Nicht alle Fluggesellschaften erlauben das Mitführen eigener Sauerstoffflaschen, tragbarer Flüssigsauerstofftanks oder mobiler Konzentratoren an Bord. Sie stellen jedoch Sauerstoff für einen Aufpreis zur Verfügung.

Wichtig: Flugreisen mit Sauerstoff müssen mindestens 4 Wochen im Voraus mit der Airline koordiniert werden. Kontaktieren Sie unbedingt vor der Buchung Ihrer Reise auch den Sauerstoffanbieter. Er kann Ihnen bei der Organisation Ihrer Sauerstoffversorgung helfen.
 

Schiff

Auch ein Kreuzfahrtschiff mit medizinischer Versorgung an Bord kann eine gute Option sein. Anstatt dort Treppen zu steigen, gibt es den Lift und Sie können Ihre Aktivitäten an Bord selbst gut steuern.
 

Bitte besprechen Sie Ihre Reisepläne frühzeitig mit Ihrem PH-Zentrum. Ihr Behandlungsteam kann einschätzen, ob Ihre Pläne zu Ihrem Gesundheitszustand passen, und Sie bei allen wichtigen Aspekten beraten.

Wenn Sie Sauerstoff benötigen, ist eine Reise nicht ausgeschlossen, sie erfordert nur etwas mehr Organisation. Mit Unterstützung durch Ihr PH-Zentrum und den Anbieter lassen sich Reisen gut realisieren.

Worauf Sie achten sollten:

  • Besprechen Sie Ihren Sauerstoffbedarf frühzeitig mit Ihrem PH-Zentrum
  • Informieren Sie sich über den Gerätetyp: Flüssigsauerstoff, Konzentrator, Mietgerät? Besprechen Sie die Optionen mit dem Anbieter.
  • Denken Sie an die Zollbescheinigung und Adapter für Stromanschlüsse (bei Auslandsreisen).
  • Akkus laden: Planen Sie bei Flug- oder Bahnreisen mit Reservezeit, falls es zu Verspätungen kommt.

Tipp: In der Schweiz gibt es Auffüllstationen für Flüssigsauerstoff – Infos gibt es bei der Lungenliga Schweiz.

Achten Sie darauf, dass Sie jederzeit Kopien der folgenden Dokumente bei sich tragen:

  • Medikamentenliste (auf Deutsch und Englisch)
  • Zollformulare für Medikamente und Geräte (bei Auslandsreisen)
  • Aktueller Arztbericht
  • Kontaktdaten Ihres PH-Zentrums und Notfallnummern 
  • Krankenversicherungskarte

Damit Ihre Therapie auch im Urlaub nahtlos weitergeht, ist eine Aufteilung Ihrer Medikamente sinnvoll. So sind Sie auch bei Gepäckverlust oder Zeitverschiebung auf der sicheren Seite.

  • Nehmen Sie Ihre üblichen Medikamente in doppelter Menge mit und verteilen Sie sie auf Handgepäck und Koffer. 
  • Tragen Sie gekühlte Medikamente in der von Ihrem PH-Team bereitgestellten Kühltasche mit sich und befolgen Sie die Hinweise von Ihrem Arzt/Ihrer Ärztin.

Wichtig: Klären Sie bei einer Zeitverschiebung die neue Einnahmezeit mit Ihrem PH-Zentrum.

Hinweis für Patient:innen mit Pumpe
Wenn Sie eine intravenöse Therapie mit implantierter Pumpe erhalten, denken Sie bei der Reiseplanung an die nächsten Pumpenfülltermine. Ihr PH-Zentrum kann die Intervalle vor oder nach der Reise anpassen – oder prüfen, ob eine Befüllung im Reiseland möglich ist.

Wichtig: Bei Flugreisen kann sich die Flussrate verändern. Vermeiden Sie auch direkte Sonneneinstrahlung, da Hitze die Wirkstoffabgabe beeinflussen kann.

Einige wenige Extras können im Urlaub sehr nützlich sein, z. B. wenn Sie sich erkälten oder Magenprobleme auftreten. Auch persönliche Hygieneartikel und Notfallmedikamente gehören in die Reiseapotheke.

Hilfreich sind:

  • Medikamente gegen Übelkeit, Durchfall, Schmerzen
  • Pflaster, Desinfektionsmittel, Fieberthermometer
  • Hygienemasken & Handdesinfektionsmittel
  • Kondome und Verhütungsmittel
  • Bei Bedarf: Reserveantibiotikum (in Absprache mit dem PH-Zentrum).

Es ist beruhigend zu wissen, dass Sie auch auf Reisen einen umfassenden Versicherungsschutz haben. Stellen Sie sicher, dass Sie eine Annullations- und eine Rücktransportversicherung haben. Klären Sie vor Abschluss einer Reiseversicherung ab, ob es Einschränkungen bei chronischen Erkrankungen gibt.

Denken Sie auch an Ihren Impfschutz – insbesondere, wenn Sie ins Ausland reisen. Informieren Sie sich frühzeitig, ob für Ihr Reiseziel bestimmte Impfungen empfohlen oder vorgeschrieben sind. Ihr PH-Zentrum oder Ihre Hausärztin kann Sie dazu beraten.

Tipp: Ein kleines Mäppchen mit allen wichtigen Dokumenten gibt Ihnen unterwegs ein gutes Gefühl. 

In Ihr Mäppchen gehören:

  • Krankenversicherungskarte & Notfallnummern
  • eine Annullations- und eine Rücktransportversicherung
  • Arztbericht
  • Medikamentenliste
  • Impfausweis
  • Zollbescheinigung für Medikamente/Sauerstoff
  • Notfallnummern (PH-Zentrum)
  • Kopien der Reisedokumente
  • Informieren Sie Reiseleitung oder -begleitung über Ihren Gesundheitszustand.
  • Verzichten Sie auf Alkohol und heisse Temperaturen.
  • Je nach Reiseziel: Meiden Sie Leitungswasser, schälen Sie Früchte, essen Sie keinen Salat und Eis von der Strasse. 
  • Waschen Sie regelmässig die Hände und benutzen Sie Desinfektionsmittel für die Hände.
  • Tragen Sie überall dort, wo es Ihnen wohler ist, eine Mundschutzmaske.

Wenden Sie sich bei Unwohlsein, erhöhter Atemnot oder Gewichtszunahme von mehr als 1.5 - 2 kg in 2 bis 3 Tagen oder mehr als 2 kg in 1 Woche an einen Arzt oder eine Ärztin resp. idealerweise direkt an ein PH-Zentrum. Zögern Sie den Arztbesuch nicht hinaus, auch wenn schon zeitnah ein Termin besteht!

Bild: Personen mit Maske im Flugzeug

Die wichtigste Regel beim Reisen mit PH: Hören Sie auf Ihren Körper. Nehmen Sie sich Zeit zum Ankommen, machen Sie regelmässige Pausen, gönnen Sie sich Ruhe. Sie müssen nicht alles mitmachen oder sich überfordern. Das Ziel ist nicht, möglichst viel zu erleben, sondern eine gute Zeit zu haben – im Rahmen Ihrer Möglichkeiten.

Möchten Sie lieber alles auf Papier nachlesen und die Checkliste verwenden? Kein Problem. Drucken Sie sich die Broschüre «PH und Reisen» aus. Sie enthalt ausführlichere Informationen und eine Checkliste, auf der Sie alles ankreuzen können, was im Rahmen Ihrer Reiseplanung erledigt ist.

Broschüre «PH und Reisen»

Ausführliche Informationen finden Sie in der Broschüre «Pulmonale Hypertonie und Reisen» der Schweizerischen Gesellschaft für Pulmonale Hypertonie (SGPH).
Bild: Broschüre PH und Reisen der SGPH
Bild: Broschüre PH und Reisen der SGPH

Bleiben Sie informiert

Im PH-Magazin veröffentlichen wir regelmässig Beiträge rund um das Leben mit PH. Informationen zu den Krankheitsformen der Pulmonalen Hypertonie finden Sie unter Krankheitsformen und Ursachen.

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Medical Services Manager, MSD Schweiz

Brigitte Reinhart ist ausgebildete Molekularbiologin und Gentechnologin. Sie ist sehr erfahren in angewandter medizinischer Forschung und arbeitet seit mehr als 15 Jahren in medizinischen Abteilungen grosser pharmazeutischer Unternehmen. Als Medical Services Manager von MSD stellt sie die Qualität und Richtigkeit der hier veröffentlichten Inhalte sicher.

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