7 Atemübungen bei Lungenhochdruck – einfach erklärt

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Brigitte Reinhart
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Dr. rer. nat. Brigitte Reinhart
Atemnot gehört für viele Menschen mit pulmonaler Hypertonie (PH) zum Alltag – besonders bei körperlicher Bewegung oder in stressigen Situationen. In solchen Momenten können gezielte Atemtechniken und entlastende Körperhaltungen helfen, zur Ruhe zu kommen und besser Luft zu bekommen. In diesem Beitrag stellen wir Ihnen sieben bewährte Übungen in kurzen Videos und Schritt-für Schritt-Anleitungen vor. Sie sind einfach zu erlernen, lassen sich gut zu Hause üben und im Alltag anwenden.
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Es gibt gezielte Atemtechniken und Körperhaltungen, die Menschen mit Lungenhochdruck helfen können, besser Luft zu bekommen - zum Beispiel beim Treppensteigen, bei Anstrengung oder in stressigen Situationen. 

Die Kombination aus der sogenannten Lippenbremse, eine Atemtechnik, und entlastenden Körperhaltungen kann besonders in Momenten, in denen Atemnot spürbar wird, unterstützend wirken und mehr Sicherheit geben.

Die folgenden Übungen stellen wir Ihnen in diesem Beitrag vor:

  1. Lippenbremse
  2. Wandstellung I
  3. Wandstellung II
  4. Stuhlstütze
  5. Paschasitz
  6. Kutschersitz
  7. Torwartstellung.

Hinweis: Die Übungen sind einfach zuhause zu erlernen und lassen sich gut im Alltag anwenden. Sie ersetzen jedoch keine Therapie. Es empfiehlt sich, die Übungen zunächst gemeinsam mit einer Atemphysiotherapeutin/einem Atemphysiotherapeuten durchzuführen und dann möglichst regelmässig in beschwerdefreien Phasen einzuüben. 

7 Atemübungen bei Lungenhochdruck

Die sogenannte dosierte Lippenbremse (eine Atemtechnik, die bei Atemnot eingesetzt werden kann) ist einfach zu erlernen und lässt sich im Alltag gut anwenden. Sie hilft, bei der Ausatmung die Bronchien zu stabilisieren und offen zu halten. Durch den sanften Ausatemwiderstand wird die Ausatmung verlängert, weniger Luft bleibt in der Lunge zurück und die Überblähung wird reduziert.

So funktioniert die Lippenbremse:

  1. Setzen oder stellen Sie sich entspannt hin.

  2. Atmen Sie durch die Nase ein.

  3. Legen Sie die Lippen locker aufeinander, als wollten Sie eine Kerze ausblasen.

  4. Atmen Sie langsam und gleichmässig durch die leicht geöffneten Lippen aus, sodass ein sanfter Widerstand entsteht.

  5. Die Ausatmung sollte hörbar und deutlich länger sein als das Einatmen.

Diese Technik kann jederzeit angewendet werden: im Sitzen, Stehen oder Gehen.

Die Wandstellung I unterstützt die Atmung im Stehen. In dieser Position können Sie viel Gewicht abgeben - an die Wand und auf das vordere Bein. Durch das Ab­stüt­zen des Gewichts wer­den die Mus­keln am Rumpf entlas­tet und können somit die Atmung besser unter­stützen

Anleitung

  1. Suchen Sie sich eine Wand, an der Sie genug Platz haben.

  2. Drehen Sie Ihr Gesicht zur Wand.

  3. Bringen Sie die Beine in eine leichte Schrittstellung.

  4. Lehnen Sie einen Arm an die Wand und legen Sie ihre Stirn auf dem Arm ab.

  5. Atmen Sie durch die Nase ein - machen Sie eine kurze Atempause - und atmen Sie langsam mit der Lippenbremse wieder aus. 

Die Wandstellung II unterstützt die Atmung im Stehen. In dieser Position geben Sie viel Gewicht an die Wand ab und halten die Wirbelsäule gerade. Dadaurch werden die Mus­keln am Rumpf entlas­tet und können die Atmung besser unter­stützen.

Anleitung

  1. Suchen Sie sich eine Wand, an der Sie genug Platz haben.

  2. Stellen Sie sich mit dem Rücken zur Wand. 

  3. Lehnen Sie den Rücken und den Kopf an die Wand.

  4. Stellen Sie die Füsse von der Wand weg.

  5. Lassen Sie die Arme locker hängen.

  6. Atmen Sie durch die Nase ein - machen Sie eine kurze Atempause - und atmen Sie langsam mit der Lippenbremse wieder aus. 

Die Stuhlstütze eignet sich gut zur Atemerleichterung im Sitzen – zum Beispiel nach einer Anstrengung. Durch das Aufstützen der Arme auf der Stuhllehne wird das Gewicht des Schultergürtels abgegeben. Das entlastet die Atemhilfsmuskulatur und kann dabei helfen, wieder besser durchzuatmen.

Anleitung

  1. Für diese Übung brauchen Sie einen Stuhl.

  2. Drehen Sie den Stuhl verkehrt herum - sodass die Rückenlehne vor Ihnen ist.

  3. Setzen Sie sich bequem darauf. Die Füsse stehen stabil auf dem Boden.

  4. Stützen Sie Ihre Arme locker auf der Lehne.

  5. Legen Sie die Stirn auf die Arme und versuchen Sie sich zu entspannen.

  6. Atmen Sie durch die Nase ein - machen Sie eine kurze Atempause - und atmen Sie langsam mit der Lippenbremse wieder aus. 

Beim Paschasitz stützen Sie Ihre Arme auf den Lehnen ab. So geben Sie das Gewicht des Schulterbereichs ab und die Atemhilfsmuskulatur kann effektiver arbeiten.

Anleitung

  1. Für diese Übung brauchen Sie einen Stuhl mit Armlehnen.

  2. Setzen Sie sich bequem darauf. Die Beine stehen stabil auf dem Boden.

  3. Lehnen Sie den Oberkörper an und legen Sie die Arme auf den Armlehnen ab.

  4. Legen Sie die Stirn auf die Arme und versuchen Sie sich zu entspannen.

  5. Atmen Sie gut durch die Nase ein - machen Sie eine kurze Atempause - und atmen Sie langsam mit der Lippenbremse wieder aus. 

Beim Kutschersitz stützen Sie das Gewicht von Schultern und Armen auf den Oberschenkeln ab. Das entlastet die Rumpfmuskulatur und unterstützt die Atmung.

Anleitung

  1. Setzen Sie sich für diese Übung bequem auf einem Stuhl.

  2. Stellen Sie die Beine breitauseinander.

  3. Lehnen Sie den Oberkörper vor und stützen Sie sich mit den Ellbogen auf den Knien ab.

  4. Stützen Sie das Gewicht des Oberkörpers ab.

  5. Atmen Sie langsam durch die Nase ein und atmen Sie langsam durch die Lippenbremse wieder aus. 

In der Torwartstellung geben Sie das Gewicht von Oberkörper und Armen auf die Oberschenkel ab. Das entlastet die Muskeln am Rumpf und unterstützt die Atmung.

Anleitung

Diese Übung können Sie überall ausführen. 

  1. Sie stellen sich bequem hin. Die Beine etwas breiter auseinander.

  2. Beugen Sie den Oberkörper vor.

  3. Legen Sie die Hände auf die Knie. Die Fingerspitzen zeigen zur Mitte.

  4. Stützen Sie nun das Gewicht des Oberkörpers gut auf die Arme bzw. die Knie ab.

  5. Halten Sie den Kopf locker oder lassen Sie ihn hängen.

  6. Atmen Sie langsam durch die Nase ein und atmen Sie langsam durch die Lippenbremse ausatmen. 

Note

Nicht jede Übung passt für jede Situation und nicht alles funktioniert auf Anhieb. Nehmen Sie sich Zeit, die verschiedenen Übungen zu verinnerlichen, damit sie in Atemnotsituationen auf dieses Wissen zugreifen können.

Was Sie zusätzlich tun können

Zusätzlich zu den gezeigten Übungen können folgende kleine Massnahmen helfen, das Gefühl der Atemnot zu lindern:

  • Konzentrieren Sie sich bewusst darauf, langsam und ruhig auszuatmen.

  • Öffnen Sie das Fenster und lassen Sie frische Luft herein.

  • Fächern Sie sich Luft zu, mit einem Fächer oder einem Ventilator.

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Brigitte Reinhart
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Dr. rer. nat. Brigitte Reinhart
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Medical Services Manager, MSD Schweiz

Brigitte Reinhart ist ausgebildete Molekularbiologin und Gentechnologin. Sie ist sehr erfahren in angewandter medizinischer Forschung und arbeitet seit mehr als 15 Jahren in medizinischen Abteilungen grosser pharmazeutischer Unternehmen. Als Medical Services Manager von MSD stellt sie die Qualität und Richtigkeit der hier veröffentlichten Inhalte sicher.

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