Wie kann ich Nebenwirkungen erkennen und melden?

 

Lesedauer: 5 Minuten

 

Da Sie dieses Video anschauen, haben Sie bestimmt einige Fragen zu Ihrer neuen Immuntherapie. In diesem Video erkläre ich Ihnen, wieso während einer Immuntherapie Nebenwirkungen auftreten können und weshalb es besonders lebenswichtig sein kann, diese frühzeitig zu melden.

 

Die meisten Patienten vertragen Immuntherapien gut, ohne dass schwerwiegende Nebenwirkungen auftreten. Sollten jedoch Beschwerden erscheinen, ist es für Ihr körperliches Wohl und die Fortführung der Behandlung sehr wichtig, dass Sie Nebenwirkungssymptome frühzeitig erkennen und Ihren Arzt oder Ihre Ärztin zeitnah informieren.

 

Da das körpereigene Abwehrsystem aktiviert wird, kann es passieren, dass Ihr Immunsystem überreagiert und gesundes Gewebe angreift. Die Nebenwirkungen sind in der Regel leicht bis mässig und können gut behandelt werden. Selten können solche Reaktionen aber auch lebensgefährlich sein.

 

Sie sind nicht der Erste, der Nebenwirkungen spürt. Je früher Sie Nebenwirkungen erkennen und melden, desto besser kann man diese behandeln. Zudem erhöht es auch die Chance, dass die Immuntherapie fortgeführt werden kann.

 

Es ist deshalb sehr wichtig, dass Sie mögliche Nebenwirkungen kennen, damit Sie diese sofort melden können, wenn sie auftreten. Schauen wir die möglichen Nebenwirkungen deshalb etwas genauer an.

 

Alle Organe können betroffen sein, aber einige sind es öfters als andere. Zu den häufigsten Nebenwirkungen gehören unter anderem Beeinträchtigungen des Allgemeinbefindens wie Müdigkeit, sowie Auswirkungen auf die Lunge, das Verdauungssystem, die Nieren, die Leber, die Hormondrüsen, wie die Schilddrüse und die Bauchspeicheldrüse, wie auch Hautveränderungen und Infusionsreaktionen.

 

  • Anhaltender Husten, ungewöhnliche Kurzatmigkeit oder Schmerzen in der Brust können auf eine Entzündung der Lunge hinweisen, welche schwerwiegend verlaufen kann. Daher sollten sie dies so früh wie möglich Ihrem behandelnden Arzt oder Ihrer behandelnden Ärztin melden.
  • Immunvermittelte Entzündungen (oder Reaktionen) im Darm, insbesondere im Dickdarm, können schwerwiegend ausfallen. Das wichtigste Anzeichen einer Darmentzündung ist eine Veränderung des Stuhlgangs. Dies kann sich durch häufigeren Stuhlgang zeigen, oder auch durch Durchfall, sowie Blut oder Schleim im Stuhl. Bauchschmerzen, Übelkeit und Erbrechen könnten auch auf eine Darmentzündung hinweisen. Informieren Sie deshalb das medizinische Team so schnell wie möglich über jede Veränderung des Stuhlgangs, auch wenn diese nur geringfügig ist. 
  • Nebenwirkungen der Niere durch die Immuntherapie treten eher selten auf, können aber schwerwiegend verlaufen. Achten Sie auf Veränderungen in der Menge oder Farbe Ihres Urins. Bei den routinemässigen Bluttests, welche jeweils vor einer Infusion vorgenommen werden, können diese Nebenwirkungen ebenfalls festgestellt werden.
  • Hormondrüsen, wie z. B. die Schilddrüse oder die Bauchspeicheldrüse, können als Nebenwirkung der Immuntherapie in ihrer Funktion gestört werden. Dies zeigt sich am häufigsten durch plötzliche Müdigkeit, manchmal begleitet von Kopfschmerzen und Gewichtsveränderungen. Insbesondere Nebenwirkungen der Schilddrüse treten relativ häufig auf, diese können jedoch gut medikamentös behandelt werden.
  • Das Auftreten von Zuckerkrankheit (Typ-1-Diabetes mellitus) ist ebenfalls möglich, wenn auch sehr selten. Achten Sie in diesem Fall auf verstärkte Hungergefühle oder mehr Durst als sonst, häufigeres Wasserlassen oder plötzlichen Gewichtsverlust.
  • Häufig wird eine Entzündung der Leber nur in den Blutuntersuchungen ersichtlich, was allenfalls engmaschige Kontrollen und/oder medikamentöse Therapien benötigen würde. Seltener können auch Übelkeit, Erbrechen, Schmerzen in der rechten Bauchhälfte oder einer Gelbfärbung der Haut oder des Augenweisses, verbunden mit dunklem Urin oder verfärbtem Stuhl, auf Nebenwirkungen im Bereich der Leber hindeuten. 
  • Hautreaktionen treten bei fast jedem Patienten unter Immuntherapie. Meist handelt es sich um diskrete Reaktionen mit trockener Haut, was jedoch störenden Juckreiz bereiten kann. Veränderungen der Haut gehören wahrscheinlich zu den am einfachsten zu beobachtenden Nebenwirkungen einer Immuntherapie. Prüfen Sie deshalb Ihre Haut regelmässig auf Veränderungen.

 

In einigen Fällen kann es durch die Infusion zu unerwünschten Wirkungen kommen, aber meist handelt es sich dabei um vorübergehende Symptome, welche an eine Allergie erinnern. Bereits während der Infusion oder in den Stunden danach können Sie kurzatmig werden, einen Juckreiz oder Schwindel verspüren, einen Hautausschlag der wie Nesselsucht aussieht oder sogar Fieber bekommen. Dies sollte dem medizinischen Team mitgeteilt werden, um eine effektive Behandlung von den Symptomen einzuleiten. Für die weiteren Infusionen würden dann zusätzlich vorbeugende Massnahmen getroffen werden.

 

Auch wenn schwerwiegende Nebenwirkungen unter Immuntherapien eher selten vorkommen, ist es extrem wichtig, folgende Punkte zu beachten: Kontaktieren Sie bei möglichen Nebenwirkungen Ihren behandelnden Arzt oder Ärztin, welche sich mit Immuntherapien bestens auskennen. Falls Sie trotzdem die Notfallstation oder eine andere medizinische Einrichtung aufsuchen, präsentieren Sie Ihre Medikamentenkarte zur Immuntherapie. Das hilft dem Arzt oder der Ärztin die Ursache der Nebenwirkung richtig einzuschätzen und die passende Behandlung zu wählen. Lassen Sie uns ein Beispiel machen um das zu verdeutlichen: Wenn man keine Immuntherapie bekommt, behandelt man Durchfall normalerweise mit Anti-Durchfallmittel wie zum Beispiel IMODIUM®, oder eine Lungenentzündung mit Antibiotika. Hat man jedoch Durchfall oder eine Lungenentzündung, die durch die Immuntherapie bedingt sind, müssen diese Nebenwirkungen anders behandelt werden. Da braucht es Medikamente, welche das Immunsystem kontrollieren.

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